Am 28. Juni 1840, vor exakt 175 Jahren, hat Friedrich Fröbel den ersten Kindergarten gegründet.
Einfach ein weiteres Kapitel in der Geschichte der Pädagogik?
Oder eine revolutionäre Erkenntnis?

Was beinhaltet diese revolutionäre Idee/ Erkenntnis?
Die "Idee" beruht auf einer Erfahrung Fröbels. Oder besser gesagt auf mehreren
Erfahrungen und jahrzehntelangem Beobachten von Kindern. Denn bevor Fröbel
sich mit der Entwicklung des Kleinkindes, mit der Frühen Kindheit beschäftigte, war er ca. 20 Jahre Lehrer.
Er unterrichtete zuerst in einer Modellschule (nach der Methode Pestalozzis). Danach war er mehrere
Jahre als Hauslehrer in einer Familie tätig bis er schließlich 1816 im thüringischen Griesheim/Ilmtal eine Schule mit Internat gründete.
Er musste für sich selbst die Erfahrung machen, wie es ist, ohne Mutter aufzuwachsen.
Denn seine Mutter starb, als er 9 Monate alt war. Das war für ihn eine prägende Erfahrung. Dieser Verlust und dieser frühe Beziehungsabbruch zu seiner Mutter haben ihn sein Leben lang
beschäftigt. Da Fröbel ein sehr reflektierter Mensch war, hat er viel darüber nachgedacht, was die Mutterbeziehung für ein Kind bedeutet oder generell, was in der Frühen Kindheit für ein
Kind entscheidend ist fürs Leben.
Und so kam Fröbel zu dem Schluss:
Die Qualität der ersten Beziehung zu den engsten Bezugspersonen ist das Entscheidende.
Aber was versteht Friedrich Fröbel unter Qualität? In seinem Buch "Mutter- und
Koselieder" verdeutlicht er das: Das Entscheidende ist nicht das, was die Mutter macht. Für das Kind ist es entscheidend, welche innere Haltung die Mutter hat. Fühlt sie eine
innere Bindung zum Kind und fühlt sie sich selbst in Beziehung zur Welt? Das mag für manche etwas esoterisch klingen. Es ist jedoch das, was den Unterschied für ein kleines Kind ausmacht. -
Ist da ein Mensch, der sich mit dem Kind verbunden fühlt und der dem Kind erlaubt, ebenfalls eine Verbindung aufzunehmen? Wenn ja, dann kann das Baby, der Säugling in diese
Präsenz hineinwachsen, langsam sich selbst in der Verbindung zur Mutter und zur Welt entdecken und verorten.
Wenn das der Fall ist, das Kind sich innerlich und äußerlich geborgen fühlt, dann kann es sich
entwickeln (= lernen = spielen).
Das ist Fröbels revolutionäre "Idee"von Kindheit.
Fröbel nennt diese Haltung der Mutter oder des Menschen, der Beziehung zum kleinen Kind
aufnimmt und für es sorgt, "Lebenseinigung".
Weil Fröbel selbst ein Leben lang diese Mutterbeziehung vermisst hat war er dafür sensibel. Und er
beobachtete, dass viele Erwachsene nichts von der Wichtigkeit der Qualität dieser ersten Beziehung wussten. Denn aus dieser ersten Beziehung entsteht die Beheimatung in der Welt
und das Sich-Bewusstwerden des Kindes und damit der Grundstein für Lernen/ Entwicklung.
Die 2. wichtige Erkenntnis Fröbels, die mit der Gründung des Kindergartens zusammenhängt, ist:
Kinder lernen, indem sie spielen.
Auch hier empfand Fröbel ein Defizit.
So gründete Fröbel den ersten Kindergarten. Nicht, weil er noch eine Einrichtung für
kleine Kinder gründen wollte (es gab damals schon welche). Nein. Er wollte vor Ort in der Praxis zeigen, was Kinder brauchen, um sich entwickeln zu können.
Fröbel wollte also zu Anfang keine weitere Einrichtung, in der Kinder betreut werden,
während die Eltern arbeiten und wo die Eltern ihr Kind hinbringen und dann wieder gehen.
Fröbel wollte eine Art Bildungseinrichtung für Eltern um ihnen ein Gefühl für die Bedeutung der frühen Jahre ihres Kindes für das weitere Leben zu vermitteln und um ihnen zu zeigen, wie sie das mit ihrem Kind umsetzen können.
Darum gründete Fröbel am
28.Juni 1840 den ersten Kindergarten.
Ob diese "Idee" nur damals
revolutionär war?
Das mag jeder nun für sich selbst beurteilen.
Hier der Artikel vom Deutschlandfunk dazu.