Friedrich Fröbel hat Spielzeug für Kinder entworfen. (Spielgaben)
Es besteht aus einem System mehrerer aufeinander aufbauender Teile. Der erste Teil sind die Bällchen für Babys und Kleinkinder. Zu den Bällchen hat Fröbel pädgogisches Begleitmaterial entwickelt, wie z.B. die Ball-Lieder, die man zum Beispiel dem Kind beim gemeinsamen Spiel vorsingen kann.
Darum geht es in diesem Blog:
- 3 Original-Ball-Lieder mit Text und Melodie zum Nachsingen
- Die Ball-Lieder in der Praxis
- Wie spielen Kinder mit den Bällen?
WORUM GEHT ES BEI DEN BÄLLEN?
Fröbel hat für Kleinkinder kleine Bällchen entwickelt.
Die Bälle wurden schon damals vor rund 200 Jahren so hergestellt wie sie heute immer noch produziert werden. Sie sind aus Wolle gehäkelt und innen mit Füllwatte befüllt. Es sind 6 Bälle in den Primärfarben rot, blau, gelb und den Sekundärfarben grün, orange, lila (Regenbogenfarben).
Die Bällchen haben alle eine Schnur damit Kinder danach greifen können.
Die Bälle sind Teil von Fröbels aufeinander aufbauenden Spielmaterialien für Kinder im Kindergarten und der Schule und für zuhause.
Der Ball ist das erste Spielzeug: Fröbel nennt es Spielgabe 1.
Zu diesem ersten Spielzeug hat Fröbel viele Lieder gedichtet, um sie dem kleinen Kind während dem Spiel mit den Bällen vorzusingen und damit das gemeinsame Spiel zu begleiten.
BALL-LIEDER VON FRIEDRICH FRÖBEL
Fröbel hat während er seine Kindergarten Konzeption in der Praxis (in dem von ihm gegründeten ersten Kindergarten in Bad Blankenburg) erprobt und weiterentwickelt hat, Lieder zum Spiel mit den Bällen geschrieben.
Auch seine beiden Kollegen Middendorf und Langethal haben Lieder geschrieben. Es gab darüber hinaus nicht nur Lieder zu den Bällen sondern auch sog. Bau-Lieder, die das Spiel mit den Bauklötzen im Kindergarten aufgriffen und Bewegungsspiele wie "Häschen in der Grube" aber auch viele andere zu denen Fröbel und seine Kollegen Kreisspiele und Choreografien entwickelt haben.
Später sind in den Fröbel'schen Kindergärten weitere Lieder von Fröbel-PädagogInnen dazu gekommen. Denn Fröbel hat die Erzieherinen immer aufgefordert, selbst Lieder zu schreiben und ihm Rückmeldung aus der Praxis zu geben zu dem was er entwickelt hat.
So wurden einerseits Lieder aus den Anfängen des Kindergartens weiter gesungen und andererseits sind neue Lieder hinzugekommen oder auch zum Teil umgeschrieben und verbessert wurden.
FRIEDRICH SEIDEL (1888): BEWEGUNGSSPIELE VON FRIEDRICH FRÖBEL
Friedrich Seidel hat 1888 in Wien ein Buch herausgebracht, das den Titel "Bewegungsspiele von Friedrich Fröbel" trägt.
Darin hat er Lieder zusammengetragen, die zu der Zeit in Fröbel-Kindergärten gesungen wurden.
Das sind einerseits Lieder, die direkt aus Fröbels Feder stammen (also Original-Fröbel-Lieder) und andererseits Lieder von Fröbels damaligen Kollegen Middendorf und Langethal. Aber es sind auch Lieder von späteren KollegInnen aus den Fröbel-Kindergärten, also der Praxis enthalten.
Hier nun 3 Lieder aus diesem Buch, den sog. Ball-Liedern nach Fröbel.
BALL-LIED NR. 14: DAS BÄLLCHEN WILL SICH REGEN
Das Bällchen will sich regen,
will sich gern bewegen,
regen, bewegen.
Von einer Hand zur andern
möcht es gerne wandern.
BALL-LIED NR. 15: SEHT, DIE BÄLLCHEN WOLLEN
Seht, die Bällchen wollen gar zu gerne rollen,
wollen rollen, Freude wollen sie uns zollen.
BALL-LIED NR. 18: BÄLLCHEN, BÄLLCHEN, SPRINGE
Bällchen, Bällchen, springe in die Luft hinein,
II: wenn ich's Liedchen singe freudig, hell und rein. :II
WIE SPIELEN KINDERN MIT DEN BÄLLEN?
Aber wie spielen nun Kinder überhaupt mit den Bällen?
Zunächst sehen die Bälle vielleicht gar nicht so attraktiv aus angesichts dem heutigen Angebot an Spielzeug für Kinder. Das kommt oft sehr quietschbunt daher, leuchtet in den schillerndsten Farben und macht oft bei Bedarf die unterschiedlichsten Geräusche.
Was fangen Kinder da mit 6 einfarbigen kleinen Bällen an?
Zunächst: Die Bälle sind gedacht für Kinder ab ca. 4-6 Monaten. Man kann sie über das Bett hängen oder über die Wickelkommode. Und sie sind einfarbig da Kinder in dem Alter gar nichts anderes erfassen können. Sie sind noch damit beschäftigt, den Gegenstand an sich wahrzunehmen und ihre Sinne auszubilden.
Dann beginnen sie damit, nach etwas zu greifen. Aber auch das gelingt erst nach und nach. Der Fachbegriff dazu ist die sog. "Auge-Hand-Koordination". Das bedeutet, dass das kleine Kind erst lernen muss, das was es sieht und seine Hand und die ganze Motorik auszubilden. Es lernt in dieser Phase, etwas festzuhalten, nach etwas zu greifen und das, was sein Auge sieht mit dem, was seine Hände tun, zu koordiniren.
Dafür sind die Bällchen wie gemacht. Sie haben einen Durchmesser von ca. 4 cm- genau die Größe, die ein Kind im Alter von einem halben Jahr ab bis ca. 1,5 Jahren mit einer Hand greifen und festhalten kann. Ist der Ball nämlich zu groß, braucht das Kind 2 Hände und das erfodert wesentlich mehr Koordination. Ist er zu fest und gibt nicht nach, dann kann das Kind ihn auch nicht richtig festhalten.
Der Fröbel-Ball hat genau die richtige Größe und Festigkeit. Denn er gibt etwas nach beim Greifen. Er passt genau in eine Kinderhand in diesem Alter.
MEINE EIGENE BEOBACHTUNG
Ich habe 2 Kinder beim Spiel mit den Bällen beobachtet. Ein Kind war ca. 1 Jahr alt. Das andere Kind war knapp 3 Jahre alt.
Die Bälle hatte ich mitsamt dem Körbchen auf dem Tisch bzw. dem Fußboden stehen.
EIN CA. 1JÄHRIGES KIND SPIELT MIT DEN BÄLLEN
Das 1jährige Kind nahm die Bällchen immer wieder nacheinander heraus. Dann griff es einen Ball mit der einen Hand und versuchte mit der anderen Hand, durch die Schlaufe am Ball durchzuschlüpfen. Das gelang ihm manchmal vollständig und dann hatte es ein Bällchen am Handgelenk hängen. Manchmal schaffte es das "nur" mit ein paar Fingern und dann hängte das Bällchen an diesen Fingern.
Dann versuchte es, weitere Bälle auf diese Weise sich um das Handgelenk zu hängen. Das Kind schaffte es immer wieder, sich mehrere Bälle an beiden Handgelenken verteilt sich umzuhängen.
Wenn das geschafft war, legte es damit glücklich ein Stück Weg zurück. Dann hat es alle Bälle wieder abgestreift und das Spiel ging wieder von vorne los.
EIN KNAPP 3JÄHRIGES KIND SPIELT MIT DEN BÄLLEN
Das 3jährige Kind spielte etwas anders mit den Bällen. Es fand heraus, dass man allle Bälle miteinander verbinden kann. Und zwar, indem man immer die Schlaufe des einen Balls durch die Schlaufe des nächsten Balles zieht.
Dadurch hängen nachher alle Bälle aneineinder und bilden eine lange Kette. Das fand das Kind interessant und machte das an mehreren Tagen hintereinander immer wieder.
Darüber hinaus band es die Bälle in andere Spiele ein, z.B. in sein Spiel mit Bausteinen. Es hatte auch ein großes Feuerwehrauto mit einer Leiter und diese wurde umwickelt mit den Bällen. Und wie das einjährige Kind auch, reizten es die Schlaufen und es wollte die Bälle um sein Ohr hängen haben.
ALSO:
Viel Spaß beim eigenen Erproben und beim Beobachten der Kinder mit den Bällen!
Und viel Spaß beim Singen der Fröbel-Lieder.
Ich freue mich immer über Rückmeldungen hierzu. Was habt ihr beobachtet? Wie spielt dein Kind mit den Bällen? Wie eignen sich die Lieder?